Zuchtstand
Form– Wenn man Bilder der letzten 20 Jahre vergleicht, sieht man einen großen Fortschritt, was die Form und Stellung anbelangt. Heute ist die Forderung nach „eher tief als hochgestellt“ in hohem Masse erfüllt. Einzig die Forderung nach gut aus dem Gefieder-hervortretenden Schenkeln scheint noch etwas Mühe zu bereiten.
Größe– Die Tiere haben die Tendenz, von Generation zu Generation kleiner zu werden. Auf Ausstellungen sieht man oft Hennen, die nahe am Ausschlussgewicht stehen. Die konsequente Zucht mit mehrjährigen Hennen und das Wägen der Bruteier dürft hier zu einer Verbesserung führen.
Haltung– Vereinzelt sieht man bei den Zwerg-Vorwerk die Flügel noch etwas hängend. Eine Verbesserung sollte aber in den nächsten Jahren erreicht werden können.
Stellung– Sowohl bei den Zwergen wie bei der Großrasse sieht man noch vereinzelt schmale Stellung. Solche Tiere sind aber sicher keine Leistungsträger und sollten nicht in die Zucht gelangen.
Gewicht– Dem Idealgewicht ist bei der Großrasse unbedingt Beachtung zu schenken. Die Zwerge sind mehrheitlich im Idealbereich.
Konstitution– Diese stellt bei den Zwergen und Grossen kein Problem dar.
Knochenbau– Auf Ausstellungen finden sich immer mehr Tiere der Großrasse, welche zu feine Läufe aufweisen, was auf eine allgemeine Verfeinerung schließen lässt.
Kopf– Auf einen knapp mittelgroßen Kamm ist zu achten. Vor allem in Deutschland sind in den letzten Jahren Tiere mit sehr großen Kämmen mit hv benotet worden, was gar nicht im Sinne des Erzüchters liegt. Auch Gesichter ohne Federchen treten vermehrt auf. Darauf ist bei der Beurteilung zu achten.
Läufe– Die Lauffarbe bietet bei der Zucht keine Probleme. Von Zeit zu Zeit vorkommende fehlfarbene Läufe sind ein Erbe der früheren Einkreuzungen.
Gefieder– Das Gefieder bietet besonders bei der Großrasse die größte züchterische Schwierigkeit.
Auch wenn eine weiche Feder verlangt wird, muss diese eine gute Struktur aufweisen, was beim momentanen Zuchtstand aber noch zu wünschen übrig lässt. Ebenso gibt es immer wieder Tiere mit reichlich Kissenbildung, was aber absolut unerwünscht ist (das Erbe der Orpington!?). Die Mantelfarbe wird tiefgelb verlangt. Das heißt aber nicht, dass das Gelb in Richtung Rhodeländerrot übergehen darf. Wie bei allen gelben Farbenschläge macht das fleckige Gefieder noch Mühe. Besonders nachdem die Hennen angefangen haben zu legen, wird die fleckige Mantelfarbe sichtbar. Hier ist noch viel Züchterfleiß gefordert. Wenn beim Hahn der Sattelbehang nur noch wenig Schaftstrich aufweist, hellen die Hennen im Halsbehang zu stark auf. Rote Einlagerungen im Halsbehang des Hahnes sind absolut nicht zu tolerieren. Auf korrekt gezeichnete Schwingenfedern ist zu achten. Meist sind die Handschwingen ganz schwarz und es fehlt das Gelb in den Außenfahnen. Das ist auch eine Folge der „zu“ schwarzen Hälse bei den Hennen. Tiere, welche im Untergefieder fast lachsrot sind, zeigen zwar im Halsbehang den schärfsten Kontrast und wissen an Ausstellungen zu gefallen. Diese Tiere sind aber für die Weiterzucht nicht geeignet, da die Farbreserve fehlt. Anderseits ist auch eine schwarze Untergefiederfarbe nur bedingt für die Zucht geeignet, weil nachfolgend schwarze Einlagerungen in Form von Tupfen oder Säumen im Mantelgefieder auftreten. Wie Sie sehen, ist die Zucht der Vorwerkhühner eine echte Herausforderung und es müssen recht viele Küken gezogen werden um eine gute Auslese vornehmen zu können.
Die Haltung der Vorwerk ist absolut unproblematisch. Ein Produkt aus dem rauen Klimas Norddeutschlands, sind die Vorwerk sehr wetterhart. Ihre emsige Futtersuche ist sprichwörtlich. Über mehrere Jahre verbrachten einige Vorwerkhühner den Sommer auf einer Alp. Mit nur je einer Hand voll Körner pro Tag legten sie fast täglich ein Ei. Bei guter Fütterung legen mehrjährige Tiere immer noch etwa 90 bis 100 Eier/Jahr. Als Winterlegerin kann sich das Vorwerkhuhn allerdings nicht rühmen. Sobald ihm der tägliche Weidegang fehlt, hört es auf zu legen. Die Eier sind starkschalig, von leicht crèmefarbiger Tönung, mit einem leichten Glanz, eher rundlich als lang und absolut kunstbrutfest. Die Küken schlüpfen gut. Sie zeigen keine einheitliche Farbe, sondern variieren von hellgrau bis schwarz mit mehr oder weniger gelb auf der Kopfplatte. Es kommen auch ganz gelbe Köpfe vor. Aus der Kükenfarbe kann weder auf das Geschlecht, noch auf die definitive Mantelfarbe geschlossen werden. Es hat sich allerdings im Verlauf meiner Zucht gezeigt, dass Küken mit eher viel gelb am Kopf, als erwachsene Tiere die schönsten Halsbehänge hatten. Die Läufe färben sich schieferblau etwa nach 3-4 Wochen. Die erste Befiederung ist mit fünf Wochen abgeschlossen. Allerdings wachsen Vorwerk sehr langsam. In einer gemischten Kükenherde waren die Friesen bis zum Alter von etwa 3 Monaten stets größer als die Vorwerk der Großrasse. Erst etwa mit 14 Wochen holten die Goldvögel (wie sie in Deutschland auch genannt werden) auf. Beringt werden sie etwa mit 10 Wochen. Legebeginn nicht vor 22 Wochen (hängt natürlich auch von der Qualität der Fütterung ab). Hähne können bis zur Geschlechtsreife problemlos beisammen gehalten werden. Erst wenn ihre Hennen zu legen anfangen, beginnt der Kampf der Hähne um die Rangordnung. Die Brutlust der Hennen hält sich in Grenzen. Glucken sind aber sehr gute Führerinnen.
Das Fleisch der Vorwerk ist zwar sehr schmackhaft, aber leicht zäh und eignet sich deshalb eher zum schmoren und nicht unbedingt als Grillhähnchen.
Ich hoffe, mit diesen Ausführungen Ihre Neugierde geweckt zu haben. Es würde mich sehr freuen, wenn der eine oder die andere sich der nicht ganz einfachen aber sehr spannenden Vorwerkzucht widmen würde. Selbstverständlich ist auch die Haltung dieser Tiere mit sehr viel Freude verbunden. Der Sonderverein, mit seinen Ansprechpartnern, ist gerne bereit, ihnen mit Eiern oder Tieren zu einem Anfang auf guter Basis zu verhelfen.